Cherry-Picking im selbstorganisierten agilen Team? Diese 5 Lösungen sollte jede:r Projektverantwortliche kennen


 

„Wer übernimmt bei Selbstorganisation eigentlich die blöden Aufgaben?“ Wenn ich von agilem Arbeiten erzähle, lande ich ziemlich schnell beim Pull-Prinzip. Kurz gesagt bedeutet das für Projektteams: Teammitglieder ohne Arbeit nehmen sich eigenständig Aufgaben, anstatt dass jemand ihnen welche zuweist.
Doch jedes Team hat normalerweise Aufgaben, die äußerst unbeliebt sind, oft im Bereich Dokumentation, Qualitätskontrolle/Testing und Fehlerbehebung bzw. Bugfixing. Wenn sich niemand die „blöden“ Aufgaben ziehen möchte, die vielleicht auch noch dringend sind, wer bearbeitet sie dann? Und andersherum: Wie gehen wir damit um, wenn sich jemand ständig vor unangenehmen Arbeiten drückt und andere im Team hierfür die Hauptlast tragen?


"Rosinenpicken": Verantwortliche sollten schnell reagieren

Wichtig zu wissen: Cherry-Picking kann richtig gefährlich werden. Denn es kann ein hoher sozialer Druck entstehen, der im schlimmsten Fall zu Mobbing wird. Ich selbst habe im Projekt eines Automobilzulieferers erlebt, wie sich im Team eine Stimmung aufgeschaukelt hat, die dazu geführt hat, dass eine der Entwicklerinnen das Team verlassen musste. Darum: Besser ist es, wenn Projektverantwortliche bei frühen Anzeichen von Cherry-Picking sofort reagieren.


Ein grundlegender Start kann so aussehen, dass alle im Team gemeinsam folgende Fragen diskutieren (zum Beispiel im Rahmen eines Retrospective Meetings):

  • Wer mag welche Aufgaben üblicherweise nicht und gibt es eventuell jemanden, der sie doch mag?
  • Können wir diese unbeliebten Aufgaben gerecht verteilen?


5 Lösungsmöglichkeiten

Folgende fünf Lösungsmöglichkeiten bieten sich zur Unterstützung dieser Diskussion an:

  1. Wochenweise wechseln (oder anderer Zeitraum): Jeder ist reihum je eine Woche dran, sich um die unbeliebten Aufgaben zu kümmern. Das kann grafisch zum Beispiel über eine Verantwortungs-Uhr organisiert sein, das heißt eine Uhr, auf der der Zeiger nach jeder Woche weitergerückt wird und jeweils auf ein anderes Teammitglied zeigt.
  2. Punkte vergeben für die unbeliebten Aufgaben (Variante 1): Jede unbeliebte Aufgabe bekommt einen bestimmten Punktwert zugewiesen. Wer so eine Aufgabe erledigt, bekommt die Punkte gutgeschrieben. Derjenige mit den meisten Punkten im Quartal bekommt eine Belohnung (Gutschein oder Ähnliches).
  3. Punkte vergeben für die unbeliebten Aufgaben (Variante 2). Wie Variante 1, doch mit einem sanktionierenden Ansatz: Jeder muss eine bestimmte Anzahl von Punkten pro Quartal erreichen.
  4. Aufgabenschnitt ändern: Die unbeliebten Aufgaben anders schneiden, so dass diese integriert sind in „normale“ Aufgaben, natürlich ohne diese zu überstrahlen und auch insgesamt unbeliebt zu machen. Beispielsweise könnten Dokumentationsaufgaben auch Teil jeder sonstigen Aufgabe sein.
  5. Unbeliebte Aufgaben zur Priorität machen, so dass diese ausgewählt werden müssen, bevor „normale“ Aufgaben angefangen werden dürfen.

Das wichtigste ist es, das Thema überhaupt im Projektteam anzusprechen. Findet man eine gemeinsame Lösung, ist die Gefahr des Cherry-Pickings gebannt und das Thema wird die Teamzufriedenheit und -Performance nicht (länger) belasten.


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