Drei Techniken für eine solide Bottom-Up-Schätzung


Wenn ihr euer Projekt Bottom-Up schätzen wollt (hier ein Überblick über die verschiedenen Schätz-Herangehensweisen), dann habt ihr grundsätzlich drei gute Möglichkeiten:

  1. Drei-Punkt-Schätzung
  2. Planning-Poker
  3. Schätzklausur

Hier die Methoden im Detail:


Drei-Punkt-Methode: Optimistisch, Pessimistisch, Realistisch


Funktionsweise:
Die Drei-Punkt-Methode kombiniert drei verschiedene Schätzungen – die optimistische (best case), die pessimistische (worst case) und die realistische Schätzung. Diese Methode hilft, Unsicherheiten und Risiken zu berücksichtigen und eine ausgewogene Schätzung zu erstellen. Die 3-Punkt-Schätzung sollte von mindestens zwei Expertinnen oder Experten unabhängig voneinander durchgeführt werden.


Schritte:

  1. Optimistische Schätzung: Ermittlung der Kosten im besten Fall.
  2. Pessimistische Schätzung: Ermittlung der Kosten im schlechtesten Fall.
  3. Realistische Schätzung: Ermittlung der Kosten im wahrscheinlichsten Fall.
  4. Berechnung der Schätzung: Berechnung der gewichteten durchschnittlichen Schätzung mittels der Formel: (optimistisch + 4*realistisch + pessimistisch) / 6).

 


Vorteile:

  • Berücksichtigt Unsicherheiten und Risiken
  • Unabhängige Schätzung


Nachteile:

  • Stützt sich auf die Einschätzung von wenigen Personen
  • Erfordert sorgfältige Analyse und Bewertung der Szenarien

 

Planning-Poker: Kollaborative Schätzung mit Spaßfaktor


Funktionsweise:
Planning-Poker ist eine Technik, die in agilen Teams häufig zur Schätzung von Aufwand und Kosten eingesetzt wird. Dabei wird ein Kartenspiel verwendet, um in einer Gruppe von Experten Schätzungen abzugeben. Jede Karte repräsentiert eine Schätzung, und die Werte werden in einer Runde verdeckt gelegt und anschließend gleichzeitig aufgedeckt.


Schritte:

  1. Vorbereitung: Jeder Teilnehmer erhält ein Set von Karten mit Zahlenwerten, die typischerweise aus der Fibonacci-Reihe stammen (1, 2, 3, 5, 8, 13, etc.). Kann auch mit einem Online-Tool gemacht werden, zum Beispiel LINK.
  2. Präsentation der Aufgabe: Der Moderator beschreibt eine Aufgabe oder ein Feature, das geschätzt werden soll.
  3. Diskussion: Die Teilnehmer diskutieren die Aufgabe, um sicherzustellen, dass alle das gleiche Verständnis haben.
  4. Schätzung: Jeder Teilnehmer wählt verdeckt eine Karte, die seiner Meinung nach den Aufwand am besten repräsentiert.
  5. Aufdecken: Alle Karten werden gleichzeitig aufgedeckt und die Schätzungen verglichen.
  6. Diskussion und Wiederholung: Bei großen Abweichungen wird diskutiert und der Prozess wiederholt, bis eine Konsensschätzung erreicht wird.


Vorteile:

  • Fördert Teamkommunikation und -kollaboration
  • Nutzt kollektives Wissen und verschiedene Perspektiven
  • Kann Spaß machen und die Teamdynamik verbessern

Nachteile:

  • Kann zeitaufwendig sein, wenn keine Einigung erzielt wird und bei vielen Aufgaben
  • Abhängig von der aktiven Beteiligung aller Teammitglieder

 

 


Schätzklausur: Viele Aufgaben rasend schnell schätzen

 

Funktionsweise:

Die Schätzklausur ist eine intensive Sitzung, bei der sich das Projektteam in einem konzentrierten Rahmen trifft, um schnell viele Aufgaben zu schätzen. Diese Methode eignet sich besonders für komplexe Projekte mit vielen Aufgaben.


Schritte:

  1. Vorbereitung: Alle Aufgaben werden auf Karten geschrieben. In einem großen Raum markiert das Team auf dem Boden Felder mit einem bestimmten Schätzwert, beispielsweise für einen Aufwand von 0,25 bis 3 Tagen, zusätzlich wird ein Feld „?“ benötigt.
  2. Schätzung Teil 1: Nun geht das Team wie folgt vor: Es wird ein Stapel aller Aufgaben gebildet. Jeder im Team nimmt sich einen Teil des Stapels und sortiert die Karten selbstständig in die Felder ein.
  3. Schätzung Teil 2: Schwarmintelligenz: Sobald alle Aufgaben verteilt sind, geht jeder über das „Aufgabenfeld“ und verschiebt Aufgaben, von denen er oder sie denkt, dass sie eigentlich in einem anderen Feld liegen sollten. Aufgaben, die immer wieder verschoben werden, werden schließlich auf das Feld „?“ gelegt.
  4. Abschluss: Das Team diskutiert nun über die Karten im Feld „?“ und einigt sich auf einen Schätzwert. Kurz wird über sämtliche Aufgaben gegangen, um sicherzustellen, dass Einigkeit herrscht über die Verteilung der Aufgaben auf die Aufwandsfelder. Ist dies der Fall, dann ist die Aufwandsschätzung abgeschlossen.


Vorteile:

  • Ermöglicht es, sehr viele Aufgaben in kurzer Zeit zu schätzen
  • Nutzt kollektives Wissen
  • Ermöglicht ein relatives Abschätzen, da alle Aufgaben nebeneinander liegen


Nachteile:

  • Funktioniert nur, wenn alle ein gutes Verständnis von den Aufgaben haben
  • Es besteht die Gefahr, dass sich die gesamte Gruppe nach Meinungsführern ausrichtet


Fazit

Zusammengefasst eignet sich die Drei-Punkt-Schätzung vor allem für die Teams, in denen das Wissen über die Aufgaben bei einigen wenigen liegt. Planning Poker ist vor allem für kleine Teams mit einer überschaubaren Anzahl von Aufgaben sinnvoll. Und die Schätzklausur ist gut für Projekte mit sehr vielen Aufgaben, damit der Zeitaufwand für die Schätzung nicht zu groß wird.



 





 
 
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